Gellan Gum Kelcogel CG-LA
- Artikel-Nr.: 41925
Gelbildner zur Anwendung bei wasserempfindlichen Papierobjekten: Entfernung wasserlöslicher Verfärbungen durch Kontakt mit der Papieroberfläche, geeignet zum Quellen und Ablösen von Überklebungen.
ÖRV Jour fixe
2. Dezember 2010
Anwendung von Gelen auf Papierobjekten
Am 2. Dezember 2010 wurde im Institut für Restaurierung der Österreichischen Nationalbibliothek im Rahmen eines ÖRV-Jour fixe die Anwendung von Gelen, Agar und Gellan Gum, zur Reinigung von Papieroberflächen und zum Anweichen von Klebstoffen vorgestellt. Agar und Gellan Gum sind Gele, die sich zum Reinigen von Kunstobjekten unterschiedlichster Materialien eignen.
Diese Reinigungmethode wurde am Istituto Centrale per il restauro e la conservazione del patrimonio archivistico e librario (ICPAL) entwickelt und getestet. Bei einem Seminar des ICPAL in Rom präsentierten Silvia Sotgiu und Simonetta Jannuccelli, die schon fünf Jahre Erfahrung mit dieser Behandlung gesammelt haben, die Anwendung von Gellan Gum und Agar auf Papierobjekten vor. Gellan Gum wird Agar vorgezogen, weil es das Papier weniger stark feuchtet und auf Grund seiner höheren Transparenz den Arbeitsvorgang besser mitverfolgen lässt. Je höherprozentig das Gel ist, desto weniger Wasser wird in das Papier abgegeben.
Rezeptur und Zubereitung (Gellan Gum)
Das Gel wird mit einer alkalischen Salzlösung hergestellt, die für die Flexibilität sowie für den pH-Wert von Bedeutung ist.
0,4 g Calciumacetat in 1 l deionisiertem Wasser,
20–40 g Gellan Gum
in der Mikrowelle zugedeckt bei ca. 500 Watt etwa 2 Minuten aufgewärmt,
Das Gemisch muss 85 °C erreichen, damit eine klare Lösung entsteht.
Die heiße Lösung vorsichtig in einen hitzebeständigen Behälter leeren (für 1 l Lösung sollte der Behälter die Maße 34 cm x 45 cm x 1cm haben.)
Wenn das Gel Raumtemperatur erreicht hat, ist es für die Anwendung fertig und kann direkt auf die Rückseite des Objekts gelegt werden. Um eine gleichmäßige Befeuchtung zu erzielen, wird das Objekt in ein Sandwich aus Polyesterfolien gelegt und mit einer Glasplatte beschwert, so dass das Geschehen besser beobachtet werden kann. Ein zu starkes Beschweren sollte vermieden werden, da die Gefahr besteht, dass zu viel Flüssigkeit an das Papier abgegeben wird. Die Behandlung sollte nicht länger als 30 Minuten dauern.
Rezeptur Agar
2–5 g Agar, pulverisiert (wie man es im Handel bezieht) wird bei Raumtemperatur
in 100 ml Wasser umgerührt. Das Wasser soll pH-Wert neutral sein.
Vorteile dieser Reinigungsmethode
Das Gel hinterlässt keine Rückstände im Papier. Sollten Spuren davon an der Oberfläche haften bleiben, kann man diese leicht mit einem Spatel abnehmen. Aufgrund der Konsistenz und der Dicke des Gels kann es sich gut an Unebenheiten des Originals anpassen. Abbauprodukte bleiben im Gel, das durch die Schmutzpartikel gelb-braun verfärbt wird. Das Gel kann auf der anderen Seite noch einmal verwendet werden. Reinigen und wieder verwenden sollte man es allerdings nicht. Saubere und unbenutzte Reste können wieder aufgewärmt und neu ausgegossen werden.
Das Gel kann max. 1–2 Tage, mit einer Folie bedeckt, im Kühlschrank aufbewahrt werden, da ansonsten die Gefahr von Schimmelbildung besteht.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten
Das Gel eignet sich sehr gut zum Erweichen von Klebstoffen aus pflanzlicher oder tierischer Basis und zum Ablösen von Hinterklebungen. Da das Gel auch mit Wasser oder gepufferten Lösungen angesetzt werden kann, werden nun Möglichkeiten getestet, das Gel für die Entsäuerung oder in Kombination mit Enzymlösungen einzusetzen.
Es können jedoch nur hitzebeständige Lösungen verwendet werden. Ist der Einsatz von Enzymen erforderlich, kann man folgendermaßen vorgehen: Das Gel wird mit Zweidrittel des Wassers angesetzt; im restlichen Drittel wird das Enzym aufgelöst (plus eventueller Pufferlösung für den notwendigen pH-Wert) und auf 40–45 °C erwärmt. Hat das Gel eine Temperatur von 50 °C erreicht, wird die Enzymlösung zugesetzt. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die konzentrierte Enzymlösung auf dem Gel aufzutropfen.
Beim Einsatz des Gels zum Entfernen von Kaschierungen empfiehlt es sich, zwischen der Rückseite des Objekts und dem Gel ein Japanpapier aufzulegen.
Die Anwendung des Gels auf dreidimensionale Objekte, wie z. B. Skulpturen, ist möglich, in dem das noch nicht ganz abgekühlte Gel bei 45–50 °C mit dem Pinsel 1–2 cm dick aufgetragen wird.
Literatur
-S.Iannuccelli-S. Sotgiu, A new methodology for wet conservation treatments of graphic art on paper with a rigid polysaccharide gel of gellan gum, ICOM-CC, Interim Meeting, The Royal Library, Denmark (2010), 47-51.
-S. Iannuccelli-S. Sotgiu, La pulitura superficiale di opera grafiche a stampa con gel rigidi, in “Progetto Restauro“, Il Prato, Padua, 49 (2009),15-24.
-S.Iannuccelli-S. Sotgiu, L’impiego di gel rigidi polisaccaridici per il trattamento di pulitura di opera grafiche a stampa, in „Lo Stato dell’ Arte“ VII Congresso Nazionale IGIIC, Naples, 8-10 (October 2009), 25-33.
-E.Campani, Use of Agarose und Agar for Preparing“Rigid Gels“ Quaderni Cesmar7 (4), Il Prato, Padua (2007), 44.
-M.Anzani, Use of Rigid Agar Gels for Cleaning Plaster Objects, Quaderni Cesmar7 (6), Il Prato, Padua (2007).
-B.Bajaj, Gellan gum: fermentative production, downstream processing and application, in „Food Technology and Biotechnology“ 45(2007), 341-354 (http://www.ftb.com.hr/45-341.pdf).
Sabrina Bee